FAQ Leichte Sprache
Auf dieser Seite bekommen Sie die Antwort auf häufig gestellte Fragen zur Leichten Sprache. Sie finden Argumente für die Verwendung Leichter Sprache. Ich erläutere Ihnen, worin die Besonderheiten bei einer Übersetzung in Leichte Sprache bestehen. Außerdem bekommen Sie Tipps, wie Sie als Auftraggeber den Prozess der Übersetzung begleiten können.
Fotos, Zeichnungen oder Symbole illustrieren die Übersetzungen in Leichte Sprache. Oft kommen dabei spezielle Leichte-Sprache-Zeichnungen zum Einsatz. Was ist das Besondere an diesen Bildern?
Sie bekommen die Leichte-Sprache-Bilder von mir zusammen mit der Übersetzung und können sie für den Text nutzen. Das ist für Zeichnungen aus der Standardbibliothek der Lebenshilfe Bremen kostenfrei. Sie können weitere Zeichnungen aus der Gesamtbibliothek der Lebenshilfe für einen kleinen Preis dazukaufen.
Weitere Zeichnerinnen
Auch freie Zeichnerinnen bebildern Übersetzungen in Leichte Sprache. Sie haben eigene Bildbibliotheken und zeichnen außerdem auf Kundenwunsch. Als Auftraggeber geben Sie das Motiv vor.
Bilder sind ein wichtiger Bestandteil von Übersetzungen in Leichte Sprache. Inclusion Europe und das Netzwerk Leichte Sprache fordern zur Nutzung von Bildern auf. „Bilder helfen, den Text zu verstehen.“
Zweiter Ausgabekanal
Die Lebenshilfe Bremen spricht von „besonderen Bildern – Leichte-Sprache Bildern.“ Diese sind ganz bewusst eine inhaltliche Dopplung des Textes.[1] Durch die Zeichnungen bekommt die Übersetzung in Leichte Sprache einen zusätzlichen Ausgabekanal. Unbekannte Wörter werden veranschaulicht und mehrdeutige Wörter werden durch Bilder eindeutig. Fotos und Zeichnungen in Übersetzungen können Handlungen und Abläufe deutlich machen.[2]
Klare Bildaussage
Der Wort-Bild-Beziehung kommt in Übersetzungen in Leichte Sprache eine besondere Bedeutung zu: Die Bilder sollen nicht Illustration sein, sie müssen immer eine Beziehung zum Text haben. Das setzt eine sorgfältige Auswahl voraus.[3] Bei Zeichnungen muss das Motiv eindeutig sein. Fotos sollen nur das Wesentliche zeigen und nichts soll von der Bildaussage ablenken. Die Lesenden müssen die verwendeten Symbole und Icons kennen.
Bilder werden mitgeprüft
Die Prüfgruppe bekommt die Übersetzung in Leichte Sprache zusammen mit den Bildern. Die Prüfer wollen fast immer auch über die Bilder sprechen. Sie verstehen bebilderte Texte besser und behalten sie länger in Erinnerung – was natürlich für alle Menschen gilt.
[1] Lebenshilfe Bremen: Bilder für die Leichte Sprache – Lebenshilfe Bremen (lebenshilfe-bremen.de)
[2] Ursula Bredel, Christiane Maaß (Uni Hildesheim): Duden Leichte Sprache (2016) mit den Bänden Theoretische Grundlagen / Orientierung für die Praxis, die wichtigsten Regeln und Empfehlungen für die Praxis, Übungen für die Praxis mit Lösungen. Theoretische Grundlagen. Orientierung für die Praxis, ISBN 978-3-411-75616-2, Leseprobe online
[3] Andrea Halbritter zeigt in ihrem Blog gute und schlechte Beispiele: https://cotelangues.com/de/bilder-in-der-leichten-sprache-der-bierkasten/
Informieren Sie sich hier über die typischen Arbeitsschritte bei der Übersetzung in Leichte Sprache – von der Auftragserstellung bis zur Veröffentlichung des fertigen Textes.
Grundlage für die Übersetzung ist Ihr Text in Standardsprache. Dieser sollte bereits veröffentlicht oder zur Veröffentlichung freigegeben sein. Die Textmenge ist Grundlage für das Kostenangebot. Manchmal sind dafür noch Rückfragen nötig. Zum Beispiel können möglicherweise Textabschnitte weggelassen werden, weil sie für die Zielgruppe nicht relevant sind.
Briefinggespräch
Nach Angebot und Auftragserteilung folgt ein Briefinggespräch. Das Gespräch kann telefonisch, per Konferenz oder persönlich erfolgen. Im Briefing erfrage ich zum Beispiel das Informationsziel und die genaue Zielgruppe. Auch die Sprachregelungen im Unternehmen sind wichtig, denn die Übersetzung in Leichte Sprache ist Teil der Unternehmenskommunikation.
Arbeitsschritte
Im Briefinggespräch stimmt der Auftraggeber mit dem Übersetzer für Leichte Sprache auch die nächsten Arbeitsschritte und die Termine ab. Die Arbeitsschritte erfolgen nacheinander. Es sind:
- Übersetzung in Leichte Sprache
- Fachliche Abstimmung im Unternehmen
- Textprüfung durch die Prüfgruppe
- Finale Abstimmung
Ansprechpartner im Unternehmen
Der Auftraggeber benennt einen festen Ansprechpartner für Fragen bei der Übersetzung in Leichte Sprache. Es ist gut, wenn dieser Ansprechpartner mit den typischen Kundenfragen und –problemen vertraut ist.
Beschäftigte mitnehmen
Übersetzungen in Leichte Sprache wirken anfangs befremdlich. Der Auftraggeber erklärt seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, was beabsichtigt ist. Je besser die Beschäftigten informiert sind, desto aufgeschlossener werden sie dem Projekt gegenüberstehen.
Gesetze, Verordnungen und Regeln bestimmen unseren Alltag. Menschen mit Lernschwierigkeiten suchen Antwort auf ihre Rechtsfragen, zum Beispiel zu Rente, Pflege oder Schwerbehinderung. Die Übersetzung in Leichte Sprache ist für sie eine wertvolle Hilfe. Aber wie kann Recht in Leichte Sprache übersetzt werden?
Texte für Juristen
Warum sind Gesetze eigentlich so schwer zu verstehen? Gesetze sind abstrakt, weil sie keinen konkreten Vorgang beschreiben. Sie müssen auf eine unendliche Zahl möglicher Fälle anwendbar sein. Menschen mit Lernschwierigkeiten brauchen aber anschauliche Beispiele.
Dazu kommt, dass Begriffe in der Rechtssprache nicht immer dieselbe Bedeutung haben wie im Alltag, zum Beispiel Eigentum und Besitz. Gesetzestexte richten sich an Juristen und Beamte. Für sie sind die Gesetze Entscheidungsgrundlage. Laien verstehen Gesetze nur, wenn sie sich intensiv damit beschäftigen. [1] [2]
Rechtstexte für „Jedermann“
Jedermann-Texte sind in Standardsprache verfasst. Solche Rechtstexte ermöglichen es juristischen Laien, ihr Verhalten an Normen auszurichten. Sprachliche Präzision und Verständlichkeit sollen bei diesen Texten in einem ausgewogenen Verhältnis stehen. Vielfach schreiben juristische Laien an solchen Texten mit, zum Beispiel bei der Ortssatzung ihrer Kommune. Für das Schreiben dieser Texte hat das Bundesjustizministerium „allgemeine Hinweise“ veröffentlicht. [3]
Rechtstexte in Leichter Sprache
Die Bereitstellung von Informationen in Leichter Sprache ist im Bundesgleichstellungsgesetz (§ 11) geregelt. Demnach haben Menschen mit geistigen oder seelischen Behinderungen einen Anspruch auf angemessene Information. Bescheide, Allgemeinverfügungen, öffentlich-rechtliche Verträge und Vordrucke sind „auf Verlangen“ in Leichter Sprache zu erläutern. Bund, Land und Kommunen sollen mehr Informationen in Leichter Sprache bereitstellen. [4]
Keine Übersetzungs-Pflicht für Gesetze
Die Forderung nach der Übersetzung von Gesetzestexten in die Leichte Sprache wurde 2019 vom Bundestag nicht unterstützt. Der Petitionsausschuss verwies auf die bereits vorhandenen Erläuterungen zu Gesetzen auf den Seiten der Ministerien. Es gebe jedoch Bedarf, den Gebrauch von Leichter Sprache so auszubauen, so dass Informationen auch für Menschen mit Behinderung gut verständlich und zugänglich sind.“ [5]
Für die Übersetzungen in Leichte Sprache geeignet sind:
- Standardsprachliche Erläuterungen zu Gesetzen. Beispiele dafür findet man zu den Themen Patientenverfügungen oder zum Erbrecht.
- Auszüge aus Gesetzen und Verordnungen, zum Beispiel die Verkehrsregeln aus der Straßenverkehrsordnung.
- Regelwerke, zum Beispiel Ortssatzungen und Durchführungsbestimmungen oder Hausordnungen.
- Ausfüllhilfen zu Formularen.
Grundsätzlich sollten Übersetzungen in Leichte Sprache dem standardsprachlichen Original möglichst genau entsprechen. Doch dabei kommt es manchmal zu Schwierigkeiten:
- Der Originaltext setzt häufig Vorkenntnisse und Erfahrungen voraus, die Menschen mit Lernschwierigkeiten nicht haben. Das fehlende Wissen muss bei der Übersetzung in Leichte Sprache ergänzt werden.
- Wenn der Nutzen des Textes ist beim Lesen nicht sofort erkennbar ist, dann stellen wir eine Einordnung voran. Zum Beispiel: Welche Vorteile habe ich durch den Schwerbehindertenausweis?
- Rechtstexte enthalten zu viele Passivsätze. Handelnde Personen werden nicht oder nur abstrakt benannt. Zum Beispiel „Leistungserbringer“ oder „Erblasser“. Übersetzungen in Leichte Sprache leben von der Nennung handelnder Personen und aktiven Sätzen.
- Subjekt und Prädikat stehen weit auseinander, für die Leser von Leichter Sprache zu weit. Sie „scannen“ Sätze nicht als Ganzes, sondern lesen Wort für Wort.
- Der Satzbau in Rechtstexten ist vielgliedrig. Es gibt Schachtelsätze, zum Beispiel, um Sonderfälle auszuklammern.
- Viele Fachbegriffe und Bezeichnungen können nicht übersetzt werden, aber sind wichtig und müssen erklärt werden. Solche Erläuterungen verlängern die Leichte-Sprache-Texte zum Teil stark.
Übersetzungsstrategien
Übersetzungen in Leichte Sprache sollen möglichst genauso umfassend informieren wie der Text in Standardsprache. Bei einfachen Regelwerken, wie einer Hausordnung, ist das bei der Übersetzung in Leichte Sprache auch problemlos möglich.
Bei komplexen Sachverhalten kann die vollständige Übersetzung in Leichte Sprache sehr umfangreich werden. Das ist nicht im Sinne der Leser. Wir wägen bei unseren Übersetzungen in Leichte Sprache zwischen der Vollständigkeit der Information und der Nutzerfreundlichkeit ab.
Statt der vollständigen Darstellung eines juristischen Zusammenhangs kann die Übersetzung in Leichte Sprache bewusst als Einführung geschrieben werden. Zur Vertiefung wird auf den Text in Alltagssprache verwiesen. Leichte Sprache begegnet uns hier in der Brückenfunktion. Die Übersetzung in Leichte Sprache bietet einen ersten Überblick. Die Leser können – bei Bedarf mit Hilfe – einzelne Fragen im alltagssprachlichen Text vertiefen.
Aktiv statt passiv
Nebenaspekte dürfen bei Notwendigkeit ausgeklammert werden, zum Beispiel steuerliche Ausnahmefälle beim Thema Erben und Vererben. An der Stelle kann die Übersetzung in Leichte Sprache dann auf den alltagssprachlichen Text verweisen.
Rechtstexte sind passiv. Bei der Übersetzung in Leichte Sprache führen wir nach Möglichkeit aktive Personen ein, zum Beispiel bei der Patientenverfügung Eltern und Kinder.
Über die Strategie bei der Übersetzung in Leichte Sprache entscheidet letztlich der Auftraggeber. Dazu gehört zum Beispiel die Frage, welche Aspekte weggelassen werden können und welche Fachbegriffe nötig sind. Als Übersetzer für Leichte Sprache berate ich gern dabei. Die Beratung bei den Übersetzungen in Leichte Sprache ist bei uns immer eine kostenfreie Leistung. [6]
Rechtssicherheit durch Leichte Sprache
Übersetzungen in Leichte Sprache sind keine Gesetzestexte. Sie können vor Gericht nicht für die Durchsetzung von Ansprüchen herangezogen werden. Darauf kann man im Leichte-Sprache-Text hinweisen, man muss es aber nicht. Ich halte es jedoch für sinnvoll.
Leichte Sprache ist eigentlich für Menschen mit einer geistigen Behinderung gedacht. Doch sie ist aus unterschiedlichsten Gründen für 30 Prozent der Erwachsenen in Deutschland eine wichtige Hilfe. Anwender Leichter Sprache unterschreiben Belehrungen, setzen Testamente auf und schließen Verträge ab. Dabei brauchen sie häufig Unterstützung. Mit einer Übersetzung in Leichte Sprache kommen Behörden und Unternehmen ihrer Verantwortung nach dem Behindertengleichstellungsgesetz nach. Sie gewinnen dadurch Rechtssicherheit und entlasten ihre Berater. Übersetzungen in Leichte Sprache ermöglichen einem großen Personenkreis den Zugang zu einem für sie wichtigen Rechtsgebiet. Damit trägt Leichte Sprache zur Bürgernähe von Verwaltungen bei und stärkt den Verbraucherschutz.
[1] Gerd Antos / Klaus Brinker / Wolfgang Heinemann / Sven F. Sager (Hrsg.): Text- und Gesprächslinguistik. Ein internationales Handbuch zeitgenössischer Forschung. (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft) Berlin/New York: de Gruyter, 2000, 658 – 675.© Dietrich Busse 2000
[1] Gerd Antos / Klaus Brinker / Wolfgang Heinemann / Sven F. Sager (Hrsg.): Text- und Gesprächslinguistik. Ein internationales Handbuch zeitgenössischer Forschung. (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft) Berlin/New York: de Gruyter, 2000, 658 – 675.© Dietrich Busse 2000
[2] Justizministerium NRW / Peter Dyrchs: Von der Entstehung der Gesetze und der Sprache https://www.justiz.nrw.de/BS/rechtskunde/bereich_schueler/briefe_an_passionara/briefe/Brief_009.pdf
[3] Bundesministerium für Justiz /Allgemeine Empfehlungen für das Formulieren von Rechtsvorschriften: http://hdr.bmj.de/page_b.1.html
[4] Behindertengleichstellungsgesetz: https://www.gesetze-im-internet.de/bgg/__11.html
[5] Deutscher Bundestag – Gesetzestexte in „Leichter Sprache“ Petitionen/Ausschuss – 01.04.2019 (hib 347/2019)
[6] ABC-Leicht Beratung Leichte Sprache
Leichte Sprache ist eine noch recht junge Disziplin mit sich entwickelnden Regeln für die Übersetzung. Die ersten davon sind:
- Das Regelwerk von Inclusion Europe (2009 als Broschüre mit dem Titel „Schreiben Sie nichts ohne uns“ veröffentlicht) *1
- Das Regelwerk des Netzwerks Leichte Sprache (2009) *2
- Regeln nach der Barrierefreien Informationstechnik-Verordnung (2011)
Die ersten beiden Regelwerke entstanden und unter Mitwirkung von Menschen mit Lernschwierigkeiten. Regelwerk Nr. 3 ist eine Verordnung des Bundes zur Barrierefreiheit von Internet-Angeboten. Diese drei Regelwerke enthalten insgesamt 120 Regeln für die Übersetzungen – von der Wortwahl über Grammatik und Satzbau bis hin zur typografischen Gestaltung. 17 der 120 Übersetzungsregeln sind in allen drei Regelwerken enthalten.
Weiterentwicklung der Leichten Sprache
Sprachwissenschaftler haben in den letzten Jahren viele Texte in Leichter Sprache untersucht und die Verständlichkeit mit großen Prüfgruppen getestet. Die Uni Hildesheim verfasste 2016 eine Kritik und Systematisierung der früheren Übersetzungs-Regeln sowie ein viertes Regelwerk, den Duden Leichte Sprache. *4
Textverständnis komplex betrachten
Die Uni Leipzig entwickelte eine eigene Theorie über die komplexe Wirkung von Verständlichkeitsfaktoren bei Leichte-Sprache-Übersetzungen und veröffentlichte die Erkenntnisse 2019 in „Leichte Sprache – kein Regelwerk“. Die wissenschaftlichen Untersuchungen zeigen, dass das Textverständnis auch von Interessen, Vorkenntnissen und der Sprachkompetenz der Leser abhängt. Daneben spielen noch weitere Faktoren eine Rolle. *5
Zielgruppen auch in Leichter Sprache
Ich habe meine Ausbildung zum Übersetzer für Leichte Sprache bei capito Berlin gemacht und arbeite auch nach dem capito-Kriterienkatalog. Die Texte werden zielgruppengenau geschrieben. Es kommt in der Praxis selten vor, dass ein Text wirklich “an alle” gerichtet ist. Meistens geht es um konkrete Gruppen, zum Beispiel Menschen mit Lernschwierigkeiten, ältere Heimbewohner oder Personen nichtdeutscher Herkunftssprache. Keine der Gruppen will durch die Übersetzung in Leichte Sprache unterfordert werden. Capito-Prinzip ist die Prüfung aller Texte durch Menschen aus der jeweiligen Zielgruppe.
Als Qualitätspartner von capito Berlin nehme ich regelmäßig an Weiterbildungen Sprache teil, auf denen die führenden Wissenschaftler über die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der Leichten Sprache Vorträge halten.
*1 Inclusion Europe: Schreiben Sie nichts ohne uns.
*2 Regeln des Netzwerks Leichte Sprache
*3 Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz / Bundesamt für Justiz, Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung (BITV 2.0, Anlage)
*4 Ursula Bredel, Christiane Maaß (Uni Hildesheim): Duden Leichte Sprache (2016) mit den Bänden Theoretische Grundlagen / Orientierung für die Praxis, die wichtigsten Regeln und Empfehlungen für die Praxis, Übungen für die Praxis mit Lösungen. Theoretische Grundlagen. Orientierung für die Praxis, ISBN 978-3-411-75616-2, Leseprobe online
Grundlagen. Orientierung für die Praxis, ISBN 978-3-411-75616-2, Leseprobe online
*5 Bettina M. Bock: Leichte Sprache – kein Regelwerk, ISBN: 9783732905348, Buch kostenfrei online lesen
Die Prüfung eines Textes in Leichter Sprache erfolgt durch eine Prüfgruppe von drei bis fünf Personen. Die Prüfer sind Menschen aus der jeweiligen Zielgruppe, zum Beispiel Personen mit Lernschwierigkeiten oder Menschen mit nichtdeutscher Muttersprache.
Die Prüfgruppe prüft auf Verständlichkeit von Wörtern, Sätzen und Textabschnitten. Die Prüfer lesen den Text im Wechsel laut vor und diskutieren ihn. Ein Moderator stellt durch offene Fragen fest, ob die Prüfer die Übersetzung verstanden haben.
Der Moderator weist die Prüfgruppe für Leichte Sprache in ihre Aufgaben ein. Er erklärt den Ablauf der Prüfung: Nicht die Prüfer werden geprüft, sie prüfen den Text in Leichter Sprache auf Verständlichkeit. In der Diskussion äußern sich die Prüfer zur Gliederung oder fordern Erklärungen für einzelne Begriffe ein. Das bedeutet dann Nacharbeit für den Übersetzer.
Lesefehler können zu neuen Erkenntnissen führen. Bei einem falsch vorgelesenen Satz, hat der Lesende vielleicht unbewusst sogar eine gebräuchlichere und damit bessere Formulierung gefunden.
Manchmal weisen die Prüfer auf inhaltliche Schwächen der Übersetzung in Leichte Sprache hin, die schon im Original vorhanden waren. Dann muss der Übersetzer Leichte Sprache zusammen mit dem Auftraggeber nacharbeiten.
Prüfgruppe heißt auch Teilhabe
Die Arbeit mit einer Prüfgruppe ist Teil des Inklusionsgedankens, die künftigen Leser an den Übersetzungen in die Leichte Sprache zu beteiligen.
Inclusion Europe fordert, dass die Prüfer für ihre Tätigkeit bezahlt werden. Das erfolgt entsprechend der gesetzlichen Vorgaben über einen Minijob oder in Zusammenarbeit mit geschützten Werkstätten. Das Netzwerk Leichte Sprache schreibt mindestens zwei Prüfer vor. *1
In unseren Prüfgruppen sind mindestens drei Prüfende, die den Text auf verstehendes Lesen prüfen. Die Abfrage erfolgt durch offene Fragen. Bei der Zahl der Prüfenden richten wir uns nach dem capito-Qualitätsstandard für Übersetzungen in Leichte Sprache.
Unser Prüfer sind über ihre Werkstätten sozialversicherungspflichtig angestellt und werden für ihre Arbeit bezahlt.
*1 Prüfstandard Netzwerk Leichte Sprach: Das Prüfen – Netzwerk Leichte Sprache (leichte-sprache.org)
Leichte Sprache ist richtiges Deutsch, aber vereinfachtes Deutsch. Diesem Grundsatz folgen die meisten Übersetzer in Leichte Sprache.
Die aus der Praxis heraus entstanden frühen Regelwerke für Leichte Sprache enthalten aber zum Teil noch Regeln, die es in der Standardsprache nicht gibt. Wegen dieser Verstöße haben viele Menschen die Leichte Sprache abgelehnt. Basierend auf wissenschaftlichen Ergebnissen wurde die Leichte Sprache jedoch weiterentwickelt. Neuere Übersetzungen in Leichte Sprache halten die Regeln der Grammatik und Orthographie ein. *1
Teilhabefunktion der Leichten Sprache
Die Übersetzung muss mit einem eingeschränkten Wortschatz und einer vereinfachten Grammatik auskommen. Bildhafte Sprache, Satire, Zeitblenden – vieles, was den Reichtum unserer Sprache ausmacht, ist in den Übersetzungen in Leichte Sprache nur eingeschränkt möglich. Dennoch: Leichte Sprache ist für Menschen, die nicht in Standardsprache kommunizieren können, der wichtigste Zugang zur Information. Die meisten in Leichte Sprache übersetzten Texte erklären Sachverhalte aus den Bereichen Bildung und Beruf, Recht und Verwaltung sowie Gesundheit und Soziales. Die Übersetzung ist für die Leser der Leichten Sprache das Mittel zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.
Bildungsfunktion
Leichte Sprache muss richtiges Deutsch sein, weil die Übersetzungen auch eine Bildungsfunktion haben sollen. Leichtes Deutsch hilft Menschen, ihre Lesefähigkeit zu verbessern. Das trifft insbesondere auf junge Erwachsene mit Lernschwierigkeiten und Menschen nichtdeutscher Muttersprache zu. Für den Übergang zur Standardsprache ist korrekte Leichte Sprache eine Voraussetzung. Die Anwender Leichter Sprache dürfen nicht durch fehlerhaftes Deutsch stigmatisiert werden. Die Leichte Sprache ist eine noch junge Disziplin des Deutschen. Sie ist in der Entwicklung begriffen. Als Übersetzer für Leichte Sprache verfolge ich alles, was sich auf diesem Gebiet aktuell tut.
Brückenfunktion
Leichte Sprache hat auch eine Brückenfunktion. Die Übersetzungen in Leichte Sprache folgen der Ausgangsvorlage in Standardsprache. Die Lesenden können jederzeit von Leichter Sprache in die Standardsprache wechseln, zum Beispiel, wenn für sie die Fachbegriffe im Originaltext wichtig sind.
Pauschale Kritik, wie vom Deutsch-Experten Bastian Sick geübt, ignoriert die drei Funktionen der Leichten Sprache. Sie ist keine Kindersprache und auch nicht als Ersatz für die Standardsprache gedacht. *2
*1 Ursula Bredel, Christiane Maaß: Leichte Sprache. Theoretische Grundlagen Orientierung für die Praxis, Berlin: DUDEN, 2016.
*1 Aufsatz Christiane Maaß: Leichte Sprache – typische Einwände.
Online lesen
Leichte Sprache ist eine geregelte Sprache. Ziel ist die möglichst weitgehende Barrierefreiheit. „Alle Menschen sollen alles verstehen können“, lautet der Grundsatz beim Netzwerk Leichte Sprache. Von diesem Netzwerk Sprache kommt das bekannteste Regelwerk für Übersetzungen in Leichte Sprache. *1
Aber: Kein Text lässt sich so barrierefrei übersetzen, dass wirklich jeder alles versteht. Es kann auch in der Leichten Sprache nur um barrierearmen Text gehen. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Leser auch Texte verstehen, in denen nicht immer alle Regeln eingehalten werden.
In der Leichten Sprache sind bei den Übersetzungen auch Abstufungen möglich. So habe ich bei Capito Berlin zwei Stufen kennengelernt: Leichte Sprache in A1 und A2. Die höhere Stufe A2 gibt es zum Beispiel auch bei der Online-Ausgabe der Apotheken-Umschau, dort heißt es Leichte Sprache+.
Bei meinen Übersetzungen in Leichte Sprache werden Lesefähigkeit, Allgemeinbildung und Erfahrungen der Leserschaft berücksichtigt. Das entspricht dem Inklusionsgedanken. Bei Inclusion Europe findet sich der an Übersetzer gerichtete Appell: „Finden Sie so viel wie möglich über die Menschen heraus, die Ihre Informationen brauchen.“ *2
Prüfung ist Qualitätsstandard bei Leichter Sprache
Nach den Grundsätzen von Inclusion Europe und Netzwerk Leichte Sprache ist die Textprüfung durch Leser aus der Zielgruppe ein Qualitätsmerkmal für Leichte Sprache. Die Prüfung der Leichten Sprache ist aufwändig, aber hat sich in der Praxis als hilfreich erwiesen. Der Capito-Qualitätsstandard, nach dem ich arbeite, schreibt 3 bis 5 Prüfer aus der Zielgruppe vor. Der Moderator darf nicht der Übersetzer sein.
Einfache Sprache hat keine Regeln
Einfache Sprache ist dagegen nicht gesondert geregelt. Sie ist gut verständliche Standardsprache mit wenig Fremdwörtern und einfachen Satzkonstruktionen. Die Einfache Sprache ist schwerer als Leichte Sprache. Es handelt sich um eine Sprache für jedermann, auch die Bild-Zeitung ist in einfacher Sprache geschrieben. Einfache Sprache wird als „Normaltext“ wahrgenommen. Sie ermöglicht den allgemeinverständlichen Einstieg in komplexe Sachgebiete, zum Beispiel in rechtliche Dinge wie beim Thema Patientenvollmacht. *3
Für Menschen mit Migrationshintergrund
Einfache Sprache ist auch für Menschen mit nichtdeutscher Muttersprache zu empfehlen. Sie erschließen sich die wenigen noch unbekannten Wörter aus dem Zusammenhang. Die Satzkonstruktionen sind überschaubar und Internationalismen sind für sie kein Problem.
*1 Regelwerk vom Netzwerk Leichte Sprache
*2 Inclusion Europe: Schreiben Sie nichts ohne uns. ISBN 2-87460-110-1, Regelwerk von Inclusion Europe
*3 Bundeszentrale für Politische Bildung. Gudrun Kellermann: Leichte und Einfache Sprache – Versuch einer Definition. Online lesen
Geschlechtergerechte Sprache kann in Übersetzungen in Leichte Sprache zu einer Barriere werden. Das zeigt sich bei den Textprüfungen durch Menschen mit Behinderung. Die Regelwerke von Inclusion Europe und Netzwerk Leichte Sprache machen auf diese Schwierigkeit aufmerksam.
Ein Verzicht auf gendergerechte Sprache heißt aber, die Leserinnen und Leser in Leichter Sprache anders zu behandeln als alle anderen. Das ist nicht im Sinne der Inklusion. Außerdem ist sie Sprache auch der Leichten Sprache längst Alltag geworden. Als Übersetzer für Leichte Sprache verständigen wir uns mit unseren Auftraggebern möglichst frühzeitig über das Gendern in den Texten in Leichter Sprache.
Über das Gendern in den Übersetzungen in Leichte Sprache wird in vielen Beiträgen diskutiert. Wir gehen darauf ein und stellen die verschiedenen Techniken vor.
Gendern mit Sonderzeichen
Sonderzeichen sind für Übersetzungen in Leichte Sprache nur bedingt geeignet. Das gilt für einen Stern, Schrägstriche, Doppelpunkte, Unterstriche oder Binnen-I *3. Sonderzeichen stoppen den Lesefluss und werden meistens nicht verstanden. Wenn ein Sonderzeichen verwendet wird, muss es erklärt werden. So die Aussage in einem Blogbeitrag aus dem Jahr 2020.
Gendern durch doppelte Nennung
Eine Möglichkeit ist die konsequente Doppelnennung. Das ist bei alltäglichen Wendungen „Liebe Bürgerinnen, liebe Bürger“ kein Problem. Bei der Übersetzung in Leichte Sprache sollte aber erst die männliche Form genannt werden, weil sie die kürzere ist.
Nachteil: Die konsequente Nennung der weiblichen und männlichen Form konkurriert mit der Leichte-Sprache-Regel „Sprachökonomie“. Das gilt besonders für Berufsbezeichnungen, die sowieso immer komplizierter werden. Zum Beispiel: Gesundheits- und Krankenpflegerin, Gesundheits- und Krankenpfleger.
Gendern durch neutrale Form
Der Duden Leichte Sprache (Regelwerk) *1 empfiehlt den Ersatz der männlichen Bezeichnung durch eine neutrale Form. Leider entstehen dadurch selten verwendete Kunstwörter. Menschen, für die Leichter Sprache gedacht ist, verstehen sie nicht. Das Genderwörterbuch *2 ist für Übersetzungen in Leichte Sprache leider keine große Hilfe.
Weniger bekannte Wörter, Partizipien und Neuschöpfungen sind zu schwer“, heißt es in einem Blogbeitrag auf genderleicht.de *3. Autorin Lucia Clara Rocktäschel nennt einige Beispiele, was in Leichter Sprache funktioniert und was nicht:
Gut geeignet: Mensch / Person / Leute / Mitglied
Nicht geeignet: Mitarbeitende / Interessierte / Leserschaft / Lehrkraft
Nur die männliche Form
Der Duden Leichte Sprache (Ratgeber)* 4 aus dem Jahr 2016 lässt die Möglichkeit offen, aufs bei Übersetzungen in Leichte Sprache aufs Gendern zu verzichten. Der Übersetzung in Leichte Sprache sollte eine Erklärung vorangestellt werden. Sie könnte lauten: „Das Wort Notar steht im Text. Der Notar kann ein Mann sein. Aber ein Notar kann auch eine Frau sein. Die Frau heißt dann: Notarin. Im Text stehen immer nur Wörter für Männer. Dann kann man den Text leichter lesen.“
Verständlichkeit der Gender-Techniken
Capito Graz testete in einer Studie zur gendergerechten Übersetzung in Leichte Sprache die verschiedenen Gender-Techniken in Prüfgruppen. *5 Die Studie aus dem Jahr 2022 schloss grundsätzlich aus, nur die männliche Form zu verwenden. An der Studie nahmen 54 Prüferinnen und Prüfer für Leichte Sprache in Deutschland und Österreich teil. Ihre Sprachniveaus waren A1, A2 und B1.
Gut verstanden wurden:
Neutrale Nennung (Leute, Menschen…)
Nennung der männlichen und weiblichen Form
Überwiegend gut verstanden wurden:
Das Sonderzeichen Stern, noch besser als der Doppelpunkt
Schlecht verstanden wurden:
Partizipien (Mitarbeitende, Lehrende)
Doppelnennung mit Artikel (der / die Mitarbeiter:in)
Ausnahmen
Wir machen auch Ausnahmen, nämlich dann, wenn die Nennung nicht auf natürliche Personen bezogen ist. Unsere aktuellen Beispiele:
Sender und Empfänger – auf Kommunikation bezogen
Arbeitgeber – auf Firma oder Behörde bezogen
*1 Duden Leichte Sprache (Regelwerk) 1. Auflage, 2016, ISBN 978-3-411-75618-6 Leseprobe online
*2 Online-Genderwörterbuch „geschickt gendern“
*3 Blockbeitrag Lucia Clara Rocktäschel: https://www.genderleicht.de/gendern-in-leichter-sprache-anleitung/
*4 Duden Leichte Sprache (Ratgeber) ISBN: 978-3-411-75618-6
*5 Capito Graz: Leicht verständliche Sprache genderfair! genderstudie-2023-vollversion.pdf
Links geprüft am 15. Juni 2023
Rund 6,2 Millionen Erwachsene in Deutschland können nicht gut genug lesen, um gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Das sind 12,1 Prozent der Erwachsenen, wie aus der LEO-Studie der Uni Hamburg 2018 hervorgeht. Für diese Menschen sind Übersetzungen in die Leichte Sprache gedacht. LEO steht für Level One, es ist die Stufe mit der niedrigsten Lesekompetenz. Die Level 1-3 sind gering literalisierte Personen, die in früheren Studien als funktionale Analphabeten bezeichnet wurden. *1
Die Zahl der Erwachsenen mit der Schreib- und Lesekompetenz 1-3 ist seit einer ersten Studie 2010 um über eine Million zurückgegangen. Das hat auch damit zu tun, dass Menschen heute offener mit ihren Defiziten umgehen. Es ist kein so großes Tabu mehr, nicht richtig lesen und schreiben zu können. Zahlreiche Bildungsprogramme und nicht zuletzt die Übersetzungen in Leichte Sprache haben zur Förderung der Lesekompetenz beigetragen und – in der Kategorisierung von LEO – im Aufstieg in eine höhere Gruppe.
Gering literarisierte Menschen mit Level 1-3 sind auf Übersetzungen in Leichte Sprache angewiesen. Menschen mit einer Schreib- und Lesekompetenz auf Level 4 zählen nicht zu den gering Literalisierten, aber auch für sie ist Leichte Sprache gut. Denn sie haben durchaus Schwierigkeiten beim Lesen von zusammenhängenden Texten. Sie lesen langsam und fehlerhaft und haben häufig Vermeidungsstrategien entwickelt. Bei Gesundheitsinformationen, Behördenschreiben oder Gebrauchsanleitungen sind die Lesenden mit Level 4 ebenfalls außen vor. Damit sind diese 10,6 Millionen Erwachsenen (20,5 Prozent) bei wichtigen Themen wie Gesundheit und Soziales in ihrer Teilhabe benachteiligt.
*1 Grotlüschen, Anke; Buddeberg, Klaus; Dutz, Gregor; Heilmann, Lisanne; Stammer, Christopher (2019): LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität. Pressebroschüre, Hamburg.
Level One-Studie der Lesekompetenz LEO 2018 online
Letzte Aktualisierung: 6. Juli 2022
Übersetzungen in Leichte Sprache sollen möglichst nahe am Originaltext bleiben. Das betrifft Struktur, Inhalt, Fachlichkeit und grafische Gestaltung. Dieser Grundsatz ist Teil des Inklusionsgedankens: Alle Menschen haben das Recht auf gleiche, ungefilterte Information. Übersetzungen in Leichte Sprache sollen eine Brückenfunktion haben. Das heißt: Die Leser können sich in Leichter Sprache einen Überblick verschaffen und zur Vertiefung in den standardsprachlichen Originaltext gehen.
Den Text-Nutzen erklären
Allerdings gibt es auch Gründe, vom Original abzuweichen: Die Übersetzung in Leichte Sprache muss fehlendes Wissen und mangelnde Leseerfahrungen kompensieren. Der Übersetzer in Leichte Sprache sollte zum Beispiel bei einem Wahlprogramm oder einem Leitbild erklären, was es mit dieser „Textsorte“ auf sich hat. Die Lesenden erfahren daraus das Ziel des Auftraggebers. Sie können für sich entscheiden, ob sie den Text lesen wollen.
Bei Übersetzungen in Leichte Sprache ist die Gliederung noch wichtiger als in der Standardsprache. Lesegeübte verschaffen sich absatzweise einen Überblick, auch inhaltliche oder zeitliche Sprünge sind für sie kein Problem. Die Lesenden in Leichter Sprache erschließen sich den Text Wort für Wort und Satz für Satz. Der Übersetzer für Leichte Sprache muss darum die Informationen in eine für seine Zielgruppe logische Ordnung (meistens chronologisch) bringen.
Konkrete Begriffe verwenden
Leichte Sprache bläht die Übersetzung auf. Alle für das Thema wichtigen Fremdwörter müssen erklärt oder mit Beispielen veranschaulicht werden. Unwichtige Fremdwörter können – in Abstimmung mit dem Auftraggeber – durch einen alltagsüblichen Begriff ersetzt oder ganz weggelassen werden. Fehlende Grundbildung und Erfahrungen erfordern zusätzliche Erklärungen. Abstrakte Begriffe (Einrichtung) werden durch konkrete ersetzt (Stuhl und Tisch). *1
Lange Texte mindern die Lesebereitschaft – gerade bei den Lesenden Leichter Sprache. Es kommt also beim Übersetzen auf das richtige Maß an. Auftraggeber und Übersetzer vereinbaren im Briefing den Umfang der Übersetzung und den Grad möglicher Abweichungen.
*1 Funktionen der Leichten Sprache in: Prof. Ursula Brendel, Prof. Christiane Maaß, Duden Leichte Sprache, theoretische Grundlagen, ISBN 978-3-411-75616-2, Leseprobe
Bei Übersetzungen in Leichte Sprache geht es fast immer um fachliche Themen. Das gilt insbesondere für Texte aus den Bereichen Bildung und Beruf, Recht und Verwaltung sowie Gesundheit und Soziales, wo viele Fachbegriffe und Fremdwörter auftauchen. Diese verstehen die Lesenden in Leichter Sprache nicht. Abstrakte Formulierungen sind in Leichter Sprache zu vermeiden und durch konkrete Beispiele zu ersetzen.
Ich sehe die Fachleute als Partner. Sie bringen das Know-how ein, ich sorge mit der Übersetzung für Verständlichkeit. Fachlich korrekte, verständliche Texte entlasten Bürgerbüros und Serviceteams von Verständnisfragen. Sie können effektiver arbeiten und sich auf die wirklichen Probleme ihrer Kundschaft konzentrieren. Es gibt eine Win-win-Situation.
Bei besonders komplizierten Texten bewährt sich ein heißer Draht zwischen Auftraggeber und Übersetzer für Leichte Sprache. So kann zum Beispiel rasch abgestimmt werden, welche Fachbegriffe existenziell für das Gesamtverständnis sind, welche durch eine allgemeinverständliche Entsprechung ersetzt werden können oder was einfach weggelassen werden sollte. Denn: Zu viele Erklärungen blähen den Text auf, das wäre dann das Gegenteil von Leichter Sprache.